„Ihr sollt euch aufrichten und euren Kopf heben!“
Es ist eine deutliche Ansage, die Jesus hier seinen Zuhörerinnen und Zuhörern macht. An diesem 2. Adventssonntag begegnet uns dieses Mutwort aus Kapitel 21 des Lukasevangeliums inmitten apokalyptischer Bilder von Erschütterungen, Verwirrung und Angst, die die Menschen erfassen werden. Bilder, mit denen Jesus die Endzeit ankündigt und ich zugleich bei den Gefühlen, die sie auslösen, merke: leider passt das auch zum Hier und Heute. Doch Jesus erzählt weiter vom Kommen des Menschensohns, von den Blättern des Feigenbaums, die nach dem harten Winter austreiben, von der Hoffnung auf Erlösung und besseren Zeiten. An diesem 2. Advent gilt es, den Kopf zu heben, Richtung Weihnachten zu schauen, sich von Hoffnung erfüllen zu lassen und im Glauben bestärkt zu werden, dass Gott um all unsere Bedrängnis weiß.
Für mich steckt in diesem Mutwort zudem etwas sehr körperliches. Probieren sie es mal aus:
Sacken sie mal in sich zusammen beim Lesen dieser Zeilen. Und dann: Aufrichten! Den Kopf heben! Bewusst Ein- und Ausatmen! Bemerken Sie etwas?
In Zeiten, in denen die Welt erschüttert wird – sei es durch globale Krisen, persönliche Schicksalsschläge oder gesellschaftliche Ungerechtigkeit – neigen wir dazu, uns klein zu machen, zu verzweifeln oder uns von Angst überwältigen zu lassen. Doch Jesus erinnert uns daran, dass unsere Würde nicht von den äußeren Umständen abhängt. Sie ist uns von Gott gegeben, tief verankert in der Tatsache, dass wir seine geliebten Geschöpfe sind.
Die Aufforderung, „den Kopf zu erheben“, ist nicht nur ein Zeichen der Hoffnung, sondern auch eine Einladung, uns unserer Würde bewusst zu sein – auch und gerade in schwierigen Zeiten. Es bedeutet, nicht nur auf die Dunkelheit zu schauen, sondern uns an Gottes Verheißung festzuhalten, dass diese Welt nicht das letzte Wort hat.
Gottes Reich ist im Kommen. Wir bauen jeden Tag ein Stück daran, gerade jetzt, im Advent mit Blick auf das bevorstehende Fest. Mit Blick auf die Geburt Jesu und sein Wirken, mit seinem Zugehen auf Menschen – insbesondere auf die, die am Rand stehen, gebeugt und den Kopf gesenkt.
In Gottes Augen ist jeder Mensch wertvoll, geliebt und besitzt eine unabsprechbare Würde. Also richten Sie sich auf, heben Sie den Kopf und lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass diese Würde auch in unserem Handeln sichtbar wird: in der Art, wie wir miteinander umgehen, wie wir die Schwachen schützen und wie wir uns für Gerechtigkeit einsetzen.
Diakon Thomas Otte