Lang erhoffter Besuch kündigt sich endlich an. Vorfreude kommt auf. Und eine gewisse Spannung: werden die damit verbundenen Hoffnungen in Erfüllung gehen? Gute Stimmung beim gemeinsamen Essen, tiefgehende Gespräche, schöne Stunden miteinander – das wären doch Momente, an die man sich später gerne erinnern mag!
Oder bleibt man an der Oberfläche, tauscht unverbindliche Freundlichkeiten aus und geht mit einem Gefühl der Leere aus der Begegnung? Oder wird es gar Streit geben, vielleicht weil ein ungeklärter Konflikt aus der Vergangenheit wieder aufbricht? Nie ist ganz gewiss, was sich aus einer bevorstehenden Begegnung entwickeln wird.
In der Adventszeit und an Weihnachten hat man meist mehr Zeit als sonst im Jahr, um sich mit Freunden und der Familie zu treffen. Weihnachtsfeiern stehen an. Die Besuchs- und Feierkultur der bevorstehenden Wochen spiegelt den auch christlichen Anlass dieser besonderen Zeit im Jahr: Die lang ersehnte Gegenwart Gottes unter uns Menschen durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, der Frieden verkündigt und Liebe gelebt hat.
Die Wochen der Adventszeit sind in den Kirchen der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu gewidmet. Es geht da jedoch nicht nur um seine Ankunft bei der Geburt in Bethlehem, sondern auch um die Ankunft in Jerusalem, wo sich sein Weg vollendet.
Daher hören wir auch zu Beginn der Adventszeit die Palmsonntag-Geschichte: Jesus zieht auf einem Esel in die Stadt ein, die Menschenmenge legt dafür Kleider und Palmzweige auf die Straße und jubelt ihm zu: „Hosianna dem Sohn Davids!“ So wird Jesus zum Nachfolger des großen Königs David ausgerufen.
Endlich sollte in Erfüllung gehen, was der Prophet Sacharja in Aussicht gestellt hatte: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (Sacharja 9) ?
Mit diesem Zitat verbindet sich für die Bibelkundigen eine umfassendere Hoffnung. Bei Sacharja folgt auf den Jubelruf ein Gotteswort, das umfassenden Frieden ansagt: „Dann werde ich die Streitwagen aus Efraim beseitigen und die Schlachtrosse aus Jerusalem. Wenn die Waffen des Krieges zerbrochen sind, wird euer König Frieden stiften unter den Völkern.“ Der Einzug Jesu auf einem Esel steht also symbolisch für den Anbruch einer Friedenszeit, in der Kriegswaffen zerstört und beseitigt werden.
Vor zweitausend Jahren hofften viele auf die Ankunft eines Friedensstifters und den Beginn umfassender Abrüstung. In den Worten und Taten dessen, der schließlich am Kreuz hingerichtet wurde, wurde ein Weg zum Frieden aufgezeigt. Jesus forderte zu Gewaltverzicht auf, zu Einigung in Streitfällen und sogar zu Feindesliebe. Darüber hinaus teilte er, was da war, und wandte sich besonders den Menschen am Rande der Gesellschaft zu, identifizierte sich mit Fremden, Gefangenen und Obdachlosen.
All das machte ihn damals – und macht ihn noch – zum Friedenskönig, über den Sacharja ausgerufen hatte: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ Mögen auch Sie in Jesus einen Gerechten und einen Helfer erkennen können. Es sei Ihnen eine persönliche wohltuende Adventszeit und den Menschen in aller Welt der Anbruch friedlicherer Zeiten gewünscht.
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30.11.2024
Kategorie: Propstei