Warten, das war noch nie ihr Ding. Schon als kleines Kind, wenn sie jeden Morgen um 5.30 Uhr aufwachte, hatte sie keine Geduld abzuwarten bis die Schwester und die werten Eltern ausgeschlafen hatten. Der Tag hatte begonnen. Es war Zeit, aktiv zu werden. Und wenn sie nicht von selbst aufwachte, musste sie eben geweckt werden, die ganze Familie. Besonders schwer war ihr das Warten in der Zeit vor Weihnachten gefallen. „Wieviele Türchen muss ich noch öffnen bis das Christkind kommt?“ Nach der entsprechenden Antwort des Vaters hatte sie stets geseufzt: „Och, noch so viele?“
Einfach nur sitzen und warten und nichts tun können, das fällt ihr auch heute noch schwer. Wie quälend lang hatte es in der Ausbildungszeit immer gedauert, wenn der Zug ihres Freunds 30 Minuten Verspätung hatte. Drei Wochen hatte sie ihn nicht gesehen. Im kalten Wind zu sitzen und es einfach nicht mehr abwarten zu können. Sie lief dann immer ungeduldig den Bahnsteig hoch und runter. Voller Groll. Ärgerte sich über die Bahn. So dass Ihr Freund beim Wiedersehen zu ihr sagte: „Sag mal, was ist denn los mit Dir? Warum bist du so rot angelaufen und voller Zorn? Freust du dich nicht – hallo, ich bin angekommen!“
Einige Wochen später, in einer ähnlichen Situation, 35 Minuten Zugverspätung, beschloss sie, sich nicht mehr zu wehren, sondern es einfach geschehen zu lassen. Es war anders. Sie nahm geschenkte Zeit wahr. Sie setzte sich in den beheizten Warteraum. Überlegte, wie es wäre, wenn ihr Freund angekommen ist, was sie alles unternehmen und gemeinsam erleben könnten. Sie merkte, wie er trotz seiner Abwesenheit schon jetzt ankam, in ihrem Herzen. Vorfreude erfüllte sie, gespanntes Warten und Hoffen. Gleich würde er vor ihr stehen.
Liebe Leserinnen und Leser, die Adventszeit hat viele Aspekte. Eine davon ist das Warten. Abstand davon zu nehmen, aktiv die Zeit bis zum nächsten Termin zu überbrücken, sondern vielmehr einfach zu sein und zu warten. Innerlich auf Empfang zu gehen für das, was da kommen soll. Offen zu werden für Gottes Güte und Liebe in unserem Leben. Vorfreude zu empfinden, für das, was uns in dem Kind in der Krippe verheißen ist. Warten lässt sich allein, aber auch in Gemeinschaft. Gut, dass es in der Adventszeit so viele Gelegenheiten gibt, gemeinsam zu warten und dabei selbst zu Empfangenden, zu Beschenkten zu werden. Dabei ist weniger oft mehr. Ihnen allen „guten Empfang“ und eine gesegnete Adventszeit!
Ina Naumann-Seifert, Pfarrerin in der Kirchengemeinde St. Marien und St. Trinitatis Wolfenbüttel
Einfach nur sitzen und warten und nichts tun können, das fällt ihr auch heute noch schwer. Wie quälend lang hatte es in der Ausbildungszeit immer gedauert, wenn der Zug ihres Freunds 30 Minuten Verspätung hatte. Drei Wochen hatte sie ihn nicht gesehen. Im kalten Wind zu sitzen und es einfach nicht mehr abwarten zu können. Sie lief dann immer ungeduldig den Bahnsteig hoch und runter. Voller Groll. Ärgerte sich über die Bahn. So dass Ihr Freund beim Wiedersehen zu ihr sagte: „Sag mal, was ist denn los mit Dir? Warum bist du so rot angelaufen und voller Zorn? Freust du dich nicht – hallo, ich bin angekommen!“
Einige Wochen später, in einer ähnlichen Situation, 35 Minuten Zugverspätung, beschloss sie, sich nicht mehr zu wehren, sondern es einfach geschehen zu lassen. Es war anders. Sie nahm geschenkte Zeit wahr. Sie setzte sich in den beheizten Warteraum. Überlegte, wie es wäre, wenn ihr Freund angekommen ist, was sie alles unternehmen und gemeinsam erleben könnten. Sie merkte, wie er trotz seiner Abwesenheit schon jetzt ankam, in ihrem Herzen. Vorfreude erfüllte sie, gespanntes Warten und Hoffen. Gleich würde er vor ihr stehen.
Liebe Leserinnen und Leser, die Adventszeit hat viele Aspekte. Eine davon ist das Warten. Abstand davon zu nehmen, aktiv die Zeit bis zum nächsten Termin zu überbrücken, sondern vielmehr einfach zu sein und zu warten. Innerlich auf Empfang zu gehen für das, was da kommen soll. Offen zu werden für Gottes Güte und Liebe in unserem Leben. Vorfreude zu empfinden, für das, was uns in dem Kind in der Krippe verheißen ist. Warten lässt sich allein, aber auch in Gemeinschaft. Gut, dass es in der Adventszeit so viele Gelegenheiten gibt, gemeinsam zu warten und dabei selbst zu Empfangenden, zu Beschenkten zu werden. Dabei ist weniger oft mehr. Ihnen allen „guten Empfang“ und eine gesegnete Adventszeit!
Ina Naumann-Seifert, Pfarrerin in der Kirchengemeinde St. Marien und St. Trinitatis Wolfenbüttel