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06.05.2017 Kategorie: Propstei

Wort zum Sonntag

Ich bin der Döner. Ich bin konfirmiert.

„Wir sind der Döner. Die zwei sind die Pommes mit Majo. Thomas ist das Eisbein mit Sauerkraut“. Über solche Sätze lachen Menschen in Comedyveranstaltungen. Sie fühlen sich im abgekürzten Alltagssprachgebrauch des Deutschen ertappt. Natürlich ist kein Mensch eine Pommes mit Majo. Denn das ist ein Ding. Deswegen ist auch kein Mensch Burka.
Unser Innenminister Thomas de Maiziere meinte aber in der Bild am Sonntag doch diesen Satz benutzen zu müssen: Wir sind nicht Burka. Er hat in zehn Gedanken formulieren wollen, was deutsche Staatsbürger prägt. Er erklärt, was Deutsch ist und wer nicht dazugehört. Nein, sogar „was uns im Innersten zusammenhält“. Weil es in der Bild stand, muss noch mal klargestellt werden: wir sind und waren auch nicht Papst! So abgekürzt und plakativ redet man nur am Bratwursttresen oder in Balkenüberschriften. Wenn das ein Innenminister tut, wird es gefährlich.
Er nennt Offenheit, Respekt, Toleranz, Aufklärung und Respekt. Werte des Abendlandes, des Westens. Und er spricht von prägenden Kirchtürmen und kirchlichen Feiertagen. Natürlich in diesem Jahr auch von Reformation. Und er sagt: In unserem Land sei „Religion der Kitt der Gesellschaft, kein Keil“. Abendland und christlich, merken Sie etwas?
Ich widerspreche! Mit Kitt macht man Fenster dicht. De Maiziere möchte christlichen Glauben vereinnahmen, um die Bestimmung des deutschen Staatsbürgers abzudichten wie ein volles Boot mit Pech. In diesem Boot haben bei ihm nicht alle Platz. Das sind wohl die, die auf dem Mittelmeer bleiben sollen. Als sei unsere Nationalhymne: „Ihr könnt nach Hause fahrn, ihr könnt nach Hause fahrn…“.
Ich distanziere mich im Namen derer, die an diesen Wochenenden konfirmiert werden und ihrer Gemeinden von dieser Instrumentalisierung der Religion als Abgrenzungskitt für den Innenminister! Wie nachdenkenswert der eine oder andere seiner Gedanken sein mögen, der Innenminister muss wissen, was er tut. Wenn er da Deutschsein gegen Burka stellt. Natürlich bleibt genau dieser rechte Parolensatz hängen. Mit so etwas spielt man nicht, wie man nicht mit Essen oder Sauerkraut spielen sollte!
Der Innenminister sagt: Wir geben die Hand und sagen unseren Namen und zeigen unser Gesicht. Das ist gut. Meinen Namen und mein Gesicht können Sie hier auch erkennen. Der Name des Innenministers ist der Name eines Menschen mit Migrationshintergrund. Eine religiös verfolgte Minderheit, die Zuflucht fand. Ich hoffe, ein Ahnenforscher in der Familie erinnert ihn daran und stellt ihm einen Migrationshintergrundsnachweis aus.
Zeigt er nun sein wahres Gesicht? Als er bei Anschlagsversuchen sagte, er sage nicht alles, denn „ein Teil seiner Antworten könnte die Bevölkerung verunsichern“, musste man noch rätseln. Jetzt bin ich beunruhigt und wünschte, er hätte so nicht geschrieben. Sonntag werden in unserer Thomasgemeinde einige sagen können und andere daran erinnert: wir sind konfirmiert. Das bedeutet auch: Uns leitet das Vertrauen auf Worte und Weg des orientalischen Juden Jesus. Der war nicht blond. Der las und schrieb von rechts nach links aramäisch. Der war, wenn schon, eher Döner als Eisbein. Gesegnete Konfirmation allen!

(Dietmar Schmidt-Pultke, Pastor an St. Thomas)