Suche

Nachricht

25.11.2017 Kategorie: Propstei

Wort zum Sonntag

Sucht!

Ich stehe an der Tür. Ich höre die Menschen, die dahinter sind. Nicht nur das. Ich sehe sie sogar. Es ist eine Glastür. Sie unterhalten sich miteinander. Trinken, lachen und essen gemeinsam. Alle aber, so scheint es mir, sind abgewendet von der Tür. Ich versuche, sie zu öffnen und es gelingt mir nicht. Sie bewegt sich einfach nicht. Bin ich etwa nicht richtig? Vielleicht bin ich ja an der falschen Tür? Vielleicht, so überlege ich mir, ist ja alles total peinlich, weil ich den falschen Ort aufgesucht habe. Es könnte ja jemand kommen und sagen: Was suchen ‚Sieeee‘ denn hier? Ich versuche es mit einem Klopfen. Leise, ich gebe es zu. Keiner dreht sich um. Na ja, die Musik ist ziemlich laut. Geschlossene Gesellschaft? Sucht! Wie eine Sucht breitet sich in mir die Hoffnung aus, endlich von der Unsicherheit befreit zu werden. Sonst ist das doch nicht so, frage ich mich. Sonst weiß ich doch, was ich will und finde eine Lösung. ‚Na ja, das kann jedem mal passieren‘ höre ich jetzt schon die beruhigenden Worte. Ich sehe den unruhigen Blick, der uns erfassen kann, wenn nur Kleinigkeiten sich ändern. Wenn die Butter im Supermarkt nicht an dem Ort liegt, wo ich sie sonst finde. Wenn der Schlüssel nicht da liegt, wo ich ihn sonst hinlege. Wenn der Name, den ich nennen will, mir nicht einfällt. ‚Das kenne ich gar nicht von mir‘. Leise, manchmal verärgert, manchmal unwirsch, manchmal herausfordernd, manchmal mit Sorge, stellt sich mein Leben in Frage. Wird mir seine Endlichkeit vor Augen geführt. Seine Begrenztheit. Sucht! Mit ruhige Blick wendet er sich an uns. Sucht! Lasst den Blick nicht eng werden. Es gibt nichts, was dich in Frage stellt. Es gibt nichts, was dich hindert, zu gehen. Es gibt nichts, was dich aufhält. Sagt der mit ruhigem Blick, der das Ende kennt, der den Tod vor Augen hat. Jesus. Sucht, so werdet ihr finden.
Gott sei Dank, endlich dreht sich jemand um, sieht mich an, lächelt sogar. Er winkt sogar. Es ist nicht zu übersehen: Er winkt mich herein! Erneut versuche ich, die Tür zu öffnen. Es gelingt mir nicht. Dann versteht er, lächelt, kommt auf mich zu – und öffnet die Tür! Einfach so! Ohne große Schlösser, die gedreht werden müssen. Ohne Verwunderung. Ohne fragendes Gesicht. Erstaunt schaue ich ihn an -und beginne zu verstehen. Ich habe versucht, die Tür nach innen zu öffnen Er öffnete sie nach außen. Nicht mehr hörte ich die leise, eindringliche Bitte Jesu: Sucht! Ihr werdet finden! Der befreiende Augenblick wartet auf dich. Er steht für dich bereit. Er will dein Atmen hören. Steh auf und geh! Andreas Lichtblau, Pfarrer in der Dreieinigkeitsgemeinde Salzdahlum-Apelnstedt-Volzum
Beitrag von -