Apostel-Kirche Groß Stöckheim in Wolfenbüttel

Kirchengemeinde Groß Stöckheim

Wenn wir "die Kirche im Dorf lassen", nimmt sie auch Anteil an den Veränderungen eines Dorfes und seiner Bewohner. Und so wie unser Ort hat auch unsere Kirchengemeinde in den letzten 50 Jahren ihr Gesicht sehr verändert. Das erste, was gesagt werden muss: Die letzten 50 Jahre waren - Gott sei Dank - Friedensjahre, Jahre des Aufbaus und des Wohlstandes. Der Kirche als Gebäude ist diese Zeit gut bekommen, der Kirchenmitgliedschaft weniger gut. Es wurde viel gebaut und in Ordnung gebracht, aber wir haben heute nur noch ca. 750 Kirchenmitglieder. Das ist ungefähr die Hälfte der Einwohner. 1951 waren es sicher mehr, prozentual auf alle Fälle. Wir müssen erst noch lernen, mit dieser Situation umzugehen, einerseits immer weniger eine Volkskirche zu sein, andererseits aber für alle Menschen, also auch für alle Dorfbewohner, da zu sein.

Aus dem Dorf ist ein Ortsteil geworden (1974). Das war sicher die einschneidendste kommunale Veränderung. Die Kirche wurde dadurch stärker als zuvor zum Symbol der dörflichen Identität und Tradition. Als ich zum ersten Mal in Groß Stöckheim war, wurden mir gleich voller Stolz Zeitungsartikel über die Kirche gezeigt. 1993 haben wir dann unserer Kirche einen Namen gegeben - "Ev.-luth. Apostelkirche Groß Stöckheim" und unter großer Beteiligung der örtlichen Vereine und der Bevölkerung ein Fest gefeiert.

Unser Ort ist in den letzten fünfzig Jahren durch die Erschließung neuer Wohngebiete enorm gewachsen. Dadurch ist ein "altes" und ein "neues Dorf" entstanden, was sich vor allem auch in der unterschiedlichen Mentalität der Bewohner niederschlägt. Für die einen ist Groß Stöckheim Heimat, für die anderen Zuhause. Entsprechend sind auch die Erwartungen an die Kirche entweder mehr traditionell verbindlich oder mehr punktuell sporadisch. Die wichtigste Aufgabe der kirchlichen Arbeit ist die Integration dieser unterschiedlichen Erwartungen, der Versuch, beide Bevölkerungsgruppen miteinander in Verbindung und ins Gespräch zu bringen. Die Kirche steht zwar im "alten Dorf", aber sie ist für den ganzen Ort da. Einen Versuch, dies unter den veränderten Bedingungen umzusetzen, starten wir gerade. Am Reformationstag 2002 fand unter großer öffentlicher Beteiligung die Grundsteinlegung unseres Jugendhauses statt. Es wurde unter großer Beteiligung vieler Groß Stöckheimer in alter Bauweise gebaut. Wir haben es 2003 eröffnen können. Seitdem gibt es einen zentralen Punkt, der Kindern und Jugendlichen einen Ort gibt, an dem sie sich treffen und unter Begleitung lernen können, sich selbst zu organisieren. Sehr unterstützt werden wir dabei von dem zu diesem Zwecke gegründeten Jugendförderverein. Wir brauchen immer noch viele Helfer, die uns sowohl finanziell als auch durch Angebote unterstützen.

Seitdem es Groß Stöckheim gibt, war die Kirche ein Kristallisationspunkt des Ortes. Wir möchten diese Tradition fortführen und immer wieder Möglichkeiten schaffen, dass die Menschen sich hier begegnen, sich zu Hause fühlen können und in Verbindung bleiben mit den Wurzeln der Geschichte und des Lebens. "Ich will meine Wohnung unter euch haben" spricht Gott (3. Mose 26,11). Kirche ist dafür da, dies erfahrbar und anschaulich werden zu lassen, also sorgen wir gemeinsam dafür, dass die Kirche im Dorf bleibt.

Aus der Geschichte