Wolfgang Kelsch schreibt ..

Wolfgang Kelsch: St. Johannis in Wolfenbüttel

 

Philipp Julius  Rehtmeier:  Braunschweigisch —  Lüneburgische Chronica, 1722

III. Band, Seite 1478: Kirche in der August-Stadt:

Sonst war die von ihm Herzog August d.J. erbaute August-Stad t nunmehr zu einer ziemlichen Größe gediehen, und fehlete ihr nur eine Kirche. Dahero der fromme Fürst schon zwey Jahr her viel Mühe und Kosten angewand, eine solche aufzurichten, und wurde sie also endlich in diesem Jahre fertig. Zum preißwürdigen Andenken ließ er sein und seiner Gemahlin Po rt ra i t e hineinsezen, ingleichen mit Glocken, Altar und schönen Canzel, auch einem feinen Orgel-Werck bezieren, und zur Ehre St. Johannis einweihen, welches geschähe den 13. Decemb., am dritten Advents-Sontage: wobey sein Ober-Hofprediger und General-Superint. D. Brandanus Daetriusdie Einweihungs-Predigt hielte, und zum ersten Prediger darin Seba-stianum Hackemann, bisherigen Prediger im Gotteslager und dem benachbarten Dorf Ätzern, auf Fürstl. Verordnung einführete.

 

Lateinische Inschrift vom 6. Mai 1663 auf der Steintafel an der Ostwand des Chors

Gott möge es gut wenden! Daß dies heilige Haus zu Ehren des dreieinigen Gottes, zur Ausbreitung des göttlichen Worts, zum Nutzen der Bürger der Auguststadt und zum unsterblichen Ruhm seines Namens als Neubau von Grund auf errichtet werde, hat der durchlauchtigste Fürst und Herr, Augustus, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, der allergnädigste Vater des Vaterlandes, mit frommem Eifer und freigebigem Aufwand begehrt am 6. Mai des Jahres Christi, in dem wir ersehnen:

 

Es bleibe des Herren heilig Wort

Den Enkeln stets der feste Hort!

 

(Übersetzung aus dem lateinischen: Professor August   Fink)

 

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Die Auguststadt — eine barocke Handwerkervorstadt in einer fürstlichen Residenz

Wolfenbüttel ist eine Residenz- und Festungsstadt, und diese Funktion prägt noch heute die Stadtgestalt als Ergebnis einer planmäßig und nüchtern durchdachten Baukonzeption. Herzog Julius (reg. 1568-1589) hatte die Kernzelle seiner Residenz, die alte Wasserburg mit der Dammfestung (heutiger Schlossbezirk), planmäßig durch den Neubau der (alten) Heinrichstadt (heutige Innenstadt) als Verwaltungszentrum mit Hofbeamtenhäusern erweitert. Sein Nachfolger Heinrich Julius (reg. 1589-1613) gab das utopische Projekt seines Vaters, das »Gotteslager« (heutige Juliusstadt) als riesiges Wirtschaftszentrum auf und erweiterte die (alte) Heinrichstadt durch die »neue Heinrichstadt« (östlich der Oker-Fischerstraße).

Nach dem Dreißigjährigen Krieg betrieb Herzog August d.J. (reg. 1636-1666) die Konzeption einer Handwerkervorstadt westlich der Dammfestung auf dem Gelände eines fürstlichen Lustgartens, die seinen Namen trug. In den Jahren 1653-1658 entstand die Auguststadt mit graden, auf die Dammfestung zuführenden Straßen und wurde durch den herzoglichen Stadtkommandanten und Festungsbauer Cornelius von den Busch in die Festungswerke der Residenz eingegliedert. Die Vorstadt mit ihren einfachen und schlichten Fachwerkhäusern nahm größere und kleinere Handwerksbetriebe auf und wurde von Hof bediensteten (Kutschern, Lakaien, Amtsdienern) sowie von Soldaten der Festungsgarnison bewohnt. Die von einem hart arbeitenden Kleinbürgertum geprägte Auguststadt bildete durch das nach Westen führende Augusttor und das in die Residenz führende Mühlentor innerhalb der riesigen Festungswerke eine Einheit. Mit einem eigenen Bürgermeister besaß sie — innerhalb eines absolutistisch regierten Gemeinwesens — eine beschränkte eigene Verwaltung. Nach der durch den Dreißigjährigen Krieg bedingten Entvölkerung und Zerstörung förderte Herzog August den Zuzug von aufbauwilligen Bürgern, um die ärgsten Kriegsschäden in seiner vom Krieg arg mitgenommenen Residenz zu beheben. Der Aufbau der Häuser in den Jahren 1653-1660 lässt sich heute noch an den Jahreszahlen der Spruchbalken und den erhaltenen Bürgerlisten ablesen, so wie sich auch der Charakter der barocken Handwerkervorstadt — trotz vieler störender Um- und Neubauten — im wesentlichen erhalten hat.

Es ist daher verständlich, dass bald der Wunsch nach einer eigenen Kirche laut wurde. Im Jahre 1661 trugen die Auguststädter Bürger dieses Anliegen ihrem Landesherren vor. Der Pfarrbezirk sollte die etwa sechzig Bürger der Vorstadt mit ihren Familien umfassen, dazu kamen einige außerhalb der Wälle liegende Häuser und der große herzogliche Wirtschaftshof des »Grauen Vorwerks«.

 

Baugeschichte von St. Johannis

Planung und Bau der Johanniskirche sind im Zusammenhang der Entstehung der Auguststädtischen Vorstadt zu sehen, deren Bürger im Jahre 1661 ihrem 83jährigen Landesvater ihr »christliches Vorhaben« für den Bau einer eigenen Kirche vortrugen. Herzog August unterstützte dieses Vorhaben und förderte es. Bereits im August 1661 begann der Bau, aber der dürftige Ertrag der Kollekte zwang zu Einschränkungen. Herzog August spendete 200 Taler und half auch in der Folgezeit, wo er konnte. Die Gemeindemitglieder waren zwar willig, aber arm, manche erklärten sich aus Mangel an Bargeld bereit, ihre Verpflichtung zum Bau durch Gestellung von Fuhren und handwerkliche Mitarbeit »abzuverdienen«. Es ist fast rührend, aus den Baurechnungen herauszulesen, wie vor dem Hintergrund der drückenden Not der Gemeinschaftssinn wuchs. Die deputierten Kirchenvorsteher — an der Spitze der Bürgermeister Carol Arens — setzten sich vorbildlich und uneigennützig ein. Aus dem Harz wird Tannenholz angefahren, aus der Wüstung Nienstedt kommen Bruchsteine, aus dem Elm werden schwere Eichenpfähle geholt, für die der Herzog Gespanne zur Verfügung stellt, aus Lucklum kommt Kalk, aus dem Harz wird Sand angeflößt, und als das Fundament fertig ist, werden sechzehn Soldaten auf herzoglichen Befehl abkommandiert, um »Erde in die Kirche zu schieben«. Sie erhalten dafür den halben Lohn eines Tagelöhners. Geldnot und unerwartete Mehrkosten zwingen zur Veränderung des ursprünglichen Bauplanes, der Chor wird verkürzt, die geplante Höhe kann nicht eingehalten werden, und die Wetterseite nach dem Westen wird fast behelfsmäßig mit Bruchsteinen hochgezogen. Bereits im Frühjahr 1662 sind die Zimmerleute für das Aufstellen des Fachwerkgerüstes tätig, so dass das Richtfest im Mai 1663 in Anwesenheit des greisen Herzogs gefeiert und die Steintafel am Chor angebracht werden kann.

In den folgenden Monaten gehen die Arbeiten zügig voran. Die Zimmerleute und Maurer beenden ihre Arbeit. Aus Warberg kommen die Dachziegel, und der Herzog sorgt für die Lieferung des Schiefers für den Turm, auf den die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1663 aufgesetzt werden kann. Die Kirchweihe erfolgt am 13. Dezember 1663. Aber als Brandanus Daetrius, Hofprediger und Abt von Riddagshausen, die Kirche auf den Namen Johannes des Täufers weiht und den ersten Pfarrer Sebastian Hackmann in sein Amt einführt, ist der Innenausbau noch weitgehend unvollendet. Das Gestühl ist behelfsmäßig, und der Kalkschneider (Stukkateur) Jürgen von Glan beendet seine Arbeiten erst im folgenden Jahr, aber der Herzog hatte durch Zuweisung aus der Schlosskapelle Hessen (am Fallstein) für die Ausstattung gesorgt und Altar, Orgel, Kanzel und Taufständer gespendet sowie ein Geläut erworben, das aus einer geborstenen Glocke des Klosters Clus bei Gandersheim stammte, aber umgegossen werden musste

 

Äußeres

Die in beispielhafter Gemeinschaftsarbeit entstandene Johanniskirche ist ein schlichter dreischiffiger Fachwerkbau auf einem Steinsockel. Der auf zwei Spann verkürzte Chor entspricht nicht dem ursprünglichen Bauplan, sondern lässt das Holzgewölbe auf einem polygonalen Gesims aufsitzen. Eine Steintafel mit einer lateinischen Inschrift erinnert an das Richtfest vom Mai 1663. Auch das geplante hohe Mittelschiff wurde um ein Drittel verkürzt, weil längere Eichenstämme nicht zu erhalten waren. Lediglich der aufgesetzte Dachreiter aus Fachwerk mit einem zwiebeiförmigen Dach und einer aufgesetzten Laterne trägt zur Belebung der schlichten und einfachen Formen bei. Die durch die Geldknappheit erzwungenen Änderungen bedingten auch die aus Bruchsteinen aufgeführte Westwand. Die im Gegensatz zu der klaren Straßenführung der Auguststadt asymetrische Lage der Kirche ist durch die strenge Ausrichtung nach Osten zu erklären, die bei der Planung der Auguststädtischen Straßen nicht angewendet wurde.

 

Inneres

Über dem breiten Mittelschiff im Inneren ruht eine stuckierte Holztonne, die durch Quergurte und Rippen den Anschein eines steinernen Kreuzgewölbes vermittelt. Die drei Schiffe sind durch Ständer und bunt bemalte Seitenemporen getrennt. Die Gewölbedreiecke sind mit flachen Stuckvoluten verziert, die auf Engelsköpfen ruhen. Hier hat der Stuckateur Jürgen von Glan offensichtlich die geflügelten Engelköpfe aus der Hauptkirche BMV zum Vorbild genommen. Die künstlerische Ausgestaltung zeigt deutlich, dass man bemüht war, im Chor die dekorative Wirkung zu steigern, indem man die Wölbung mit plastischem Rankenwerk und Hochreliefs aus Stuck füllte. An der linken Chorwand befindet sich ein segnender Christus mit dem Weltapfel (Weltscheibe) in der Hand, rechts der gleichfalls segnende Täufer Johannes mit einem Buch. Die Dankbarkeit der Kirchengemeinde zu ihrem Landesvater zeigt sich in den von Blattkränzen eingerahmten Stuckmedaillons des Herzogs August und seiner Gemahlin Sophie Elisabeth mit ihren Wahlsprüchen »Alles mit Bedacht« und »Patientia vincit omnia« (Geduld überwindet alles). Aus dem Gewölbescheitel schwebt ein Engel mit Kelch und Ölzweig (Palme?) herab, dessen segnender Arm frei heraustritt. Diese plastische Verlebendigung der Schmuckformen entspricht ganz dem barocken Zeitgeschmack und erinnert an die in norddeutschen Kirchen erhaltenen beweglichen, auf- und niederschwebenden »Taufengel«, die das Walten des Heiligen Geistes bei der Taufe optisch versinnbildlichen sollten. Es wäre falsch, diese Stuckarbeiten mit künstlerischen Wertmaßstäben zu beurteilen. Die Maler und Kalkschneider, die hier tätig waren, waren einfache Handwerksmeister. Ihre naiven, oft unbeholfenen Arbeiten waren ihr Beitrag zu der Gemeinschaftsarbeit der Maurer, Zimmerleute und Dachdecker und entsprechen dem rustikal-schlichten Charakter des Baus.

 

Ausstattung

Der Betrachter ist überrascht von dem Gegensatz der schlichten, naiv anmutenden Raumgestaltung und der prächtigen Ausstattung. Man muss wissen, dass diese kostbaren Stücke aus der Schlosskapelle von Schloss Hessen, einem einstmals glänzenden Fürstensitz, entstammen. Hier hatte Herzog Julius um 1560 gewohnt, sein Nachfolger Heinrich Julius war in Schloss Hessen geboren, dessen Renaissancepark hochberühmt war. Die Zimmer und die Schlosskapelle waren im Stil der niederländischen Renaissance prachtvoll ausgestattet. Aber in der Regierungszeit des Herzogs August war Schloss Hessen bereits lange vernachlässigt und verfallen. Heute kann man sich aus den restlichen verbauten Relikten nur schwer ein Bild dereinstigen Größe und Pracht machen. Mit der Überweisung der Einrichtung aus Hessen schenkte Herzog August der neuen Vorstadtkirche Kunstwerke von hohem Wert. Inmitten der äußeren Einfachheit des Raumes fällt der Hochaltar aus Holz auf. Das Ölgemälde zeigt das Jüngste Gericht mit dem Erzengel Michael, der mit einem Teufel kämpft, inmitten von Gruppen von Verdammten und Seligen und den himmlischen Heerscharen. Das im niederländischen Stil angefertigte hervorragende Gemälde wird dem Wolfenbütteler Hofmaler Christoph Gaertner (Gertner) zugeschrieben und dürfte um das Jahr 1610 in der Regierungszeit des prunkliebenden Herzogs Heinrich Julius entstanden sein. Gaertner ist als Hofmaler in Wolfenbüttel ab 1604 nachweisbar. Schwierigkeiten bereitete die Deutung der prächtigen Umrahmung, in die das Bild später eingefügt wurde. Den Kunsthistorikern Friedrich Thöne und August Fink gelang es, in akribischer Forschungsarbeit nachzuweisen, dass die aus früherer Zeit stammende Altarumrahmung von dem in Wolfenbüttel zwischen 1587 und 1590 tätigen berühmten Hans Vredeman de Vries entworfen und von dessen Schwiegervater Wolter van der Elsmer (Wouter Elsmaer) im Stil der niederländischen Hochrenaissance angefertigt war. Der ornamentale und figürliche Schmuck an dieser Umrahmung entspricht ganz den berühmten Vorlagebüchern des niederländischen Meisters, die auch in der Hauptkirche BMV von Paul Francke aufgenommen wurden. Herzog Julius hatte dieses Werk wohl für die »Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit« in dem geplanten Gotteslager bestimmt. Da dieses utopische Projekt jedoch nach dem Tode des Herzogs eingestellt wurde, plante man ein Triptychon mit einer Kreuzigungsszene (Allegorie auf Sünde, Tod und Erlösung), die Vredeman de Vries 1590 für die Herzoginwitwe malte, sowie der Darstellung der herzoglichen Familie. Alle diese Gemälde sind erhalten, wurden aber nicht vereinigt. Die Herzoginwitwe Hedwig bezog Schloss Hessen, und hier wurde in die Umrahmung um 1620 das Gaertnersche Jüngste Gericht eingefügt. Bei der Auflösung der Schlosskapelle in Hessen stiftete Herzog August das Altarbild 1663 mit Umrahmung der Johanniskirche, wo es seinen endgültigen Platz erhielt.

Die Kanzel aus Holz stammt aus dem Jahre 1595 und zeigt Moses als Kanzelträger und die Bilder der Evangelisten an den Kanzelwänden. Die reiche Ausgestaltung betont die Bedeutung der Verkündigung des reinen Gotteswortes in einer evangelischen Gemeinde. An dem reich profilierten Schalldeckel sieht man musizierende Engel und Christus, der das Kreuz hält. Die in Barockkirchen oft anzutreffende Sanduhr erinnert den Geistlichen an die Länge seiner Predigt. Die Taufe aus Holz stammt aus dem Jahre 1598 und ist aus einem Sechseck gebildet. Auch hier findet sich das für die niederländische Renaissance charakteristische Blatt- und Beschlagwerk, das der Metallornamentik entnommen ist. Hingewiesen sei noch auf ein Ölgemälde »Das Martyrium des heiligen Sebastian», dessen Herkunft ungeklärt ist. Es stammt vermutlich von einem holländischen Maler und ist am Anfang des 17. Jahrhunderts im Stil Adam Elsheimers gemalt. Es zeigt den an einen Baumstumpf gebundenen Märtyrer mit Bogenschützen vor dem Grabmal der Caecilia Metella an der Via Appia in Rom. Die Bildkomposition sowie die farbliche Gestaltung sind von hoher Qualität.

 

Orgel- und Orgelprospekt (s. besonderer Artikel)

 

Epitaphien, Grabsteine, Bestattungen

Der Gottesacker um die Kirche war für Bestattungen der Auguststädter Bürger vorgesehen. Die vornehmeren Gemeindemitglieder konnten Grüfte im Kircheninneren erwerben, die mit steinernen Grabplatten bedeckt wurden. Da auch hohe Beamte der herzoglichen Hofhaltung, Künstler und Gelehrte zur Pfarrgemeinde gehörten, erinnern manche Namen an die stolze Vergangenheit der fürstlichen Residenz. Neben den Geistlichen der Pfarrkirche, die hier bestattet wurden, sind folgende Beisetzungen erwähnenswert:

Hermann Korb (1656-1735),

Landbaumeister, der über vier Jahrzehnte als herzoglicher Baudirektor die Baukunst des Herzogtums entscheidend bestimmte. Korb war der Baumeister des Waisenhauses in der Auguststadt, der berühmten Bibliotheksrotunde und der Trinitatiskirche. Unter seiner Leitung entstanden die Herrenhäuser Niedersickte, Achim, Sambleben und der Hundisburg für die Familie von Alvensleben. Mit seinem Vorgänger Balthasar Lauterbach erbaute er Schloss Salzdahlum. Sein schlichter Grabstein berichtet von seinem Leben. Das Kirchenbuch St. Johannis vermerkt, dass er »still beigesetzt« wurde. Mit seiner Frau hat auch sein Sohn Assessor von Korb, der als Jurist im herzoglichen Dienst stand, in der Kirche seine letzte Ruhestätte gefunden.

Johann Rosenmüller (um 1619-1684)

wurde »am 12. September 1684 als Capell-Director beigesetzt« (Kirchenbuch St. Johannis). Rosenmüller war durch seine vom italienischen Stil beeinflussten Kirchen-und Kammermusikwerke weithin berühmt und geachtet. Von Herzog Anton Ulrich nach Wolfenbüttel berufen, starb er jedoch bereits zwei Jahre nach seiner Übersiedlung. Von seiner Wirksamkeit in Wolfenbüttel ist nichts bekannt. Die barocke, wortreiche Inschrift auf seinem Grabstein rühmt ihn als »Amphion seines Jahrhunderts«.

Albinia Oldfield (gest. 1703)

Ein eigenartiges Holzepitaph unter der Nordempore mit einer deutschen und englischen Inschrift erinnert an Albinia Oldfield, die mit ihrem Gatten, zwei Söhnen und einem jungen englischen Edelmann nach Wolfenbüttel gekommen war, wo die jungen englischen Adligen die Ritterakademie Rudolfo-Antoniana besuchen sollten. Sie muss ganz unerwartet in Wolfenbüttel gestorben sein. Ihr Mann, der in politischer Mission bei Herzog Anton Ulrich tätig war, hebt in der Inschrift auf dem Epitaph ihre Abstammung aus dem englischen Hochadel hervor.

 

Glockenturm und Glocken

Der östlich der Kirche freistehende gedrungene Glockenturm hat seine besondere Geschichte. Bereits kurz nach der Kirchweihe erwies sich der Turm auf der Kirche als eine Fehlkonstruktion. Das Geläut der schweren Glocke erschütterte das Fachwerkgebäude. Eine von Herzog August angeordnete sofortige Überprüfung führte zum Bau eines hölzernen Glockenstuhls, der 1693 durch einen massiven, steinernen Glockenturm nach einem Entwurf von Professor Balthasar Lauterbach ersetzt wurde. Der Unterraum mit dem rund-bogigen Eingang war als Leichenhalle gedacht. Lauterbach war Professor an der herzoglichen Ritterakademie und an der Planung des Schlosses Salzdahlum maßgeblich beteiligt. Wahrscheinlich gehen viele Bauten, die sein Nachfolger Hermann Korb später ausführte, auf seine Planungen zurück, so auch die um 1700 errichtete Trinitatiskirche, die aber bereits nach fünf Jahren, 1705, durch Blitzschlag vernichtet wurde. Die von ihm entworfenen Türme für diese Kirche, die den Brand überstanden hatten, zeigen das gleiche Schema wie der Glockenturm der Johanniskirche.

Neben seinen Spenden für die Ausstattung hatte Herzog August d. J. auch für eine Glocke gesorgt, die aus dem Kloster Clus bei Gandersheim kam, aber umgegossen werden musste, weil sie zersprungen war. Die ebenfalls vom Herzog gestiftete Bet- und Schlagglocke stammte aus den Niederlanden und war als Kriegsbeute nach Deutschland gekommen. Diese Glocke wurde 1923 in ihre holländische Heimat zurückgegeben und durch einen guten Abguss ersetzt. Die beiden Weltkriege führten zum Verlust aller Läuteglocken. Erst 1961 wurde ein neues Geläut durch Spenden der Gemeinde angeschafft.